Schmierli, die kleine Weinbergschnecke

Der Himmel verdunkelt sich zusehends. Schon ist der erste Donner zu hören - ein Gewitter zieht auf. Die zwei kleinen Weinbergschnecken habe das nahende Gewitter im Spieleifer kaum bemerkt. Als die ersten dicken Regentropfen auf sie niederfallen, kriechen sie so schnell wie möglich unter das nahe Pestwurzblatt und ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück.
Schon von weitem hören sie das Jammern und Zetern von Schmierli, der jüngsten Weinbergschnecke. Keuchend kommt sie angekrochen und klagt: "Ich habe mein Haus verloren! Hat es jemand von euch gesehen?" Die zwei Schnecken unter dem schützenden Dach fangen an zu kichern. Schmierli ist beleidigt: "Nie hilft mir jemand! Ihr in euren trockenen Häusern habt es gut, aber ich werde klitschnass!"
Nun brechen die zwei anderen in schallendes Gelächter aus und im Chor rufen sie: "Aber Schmierli, du trägst doch dein Haus auf dem Rücken! Komm zu uns und zieh dich einfach ein!"
Schmierli schaut sich überrascht um - und errötet. Während sie dann eilig den Rat der Freundinnen befolgt, grummelt sie noch immer etwas beleidigt: "Das hättet ihr ja gleich sagen können."

Renata Bürki

 

 

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Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.

Mark Twain