Aussäen

Ein Gärtner-Lernender redete bei seinen Kollegen schlecht über seinen Ausbilder, den Gärtnermeister. Dem Meister kamen die Gerüchte zu Ohren und er stellte den Lernenden zur Rede. Dieser entschuldigte sich reumütig und versprach: "Ich nehme alles zurück, was ich über dich erzählt habe."
Der Gärtnermeister sah seinen Lernenden ernst an. "Gut, Entschuldigung angenommen", erwiderte er. "Aber ganz ungeschoren kommst du mir nicht davon."
"Ok, was soll ich tun?" fragte der Lernende zerknirscht.
Der Gärtnermeister holte einen Sack mit Gras-Samen. "Gehe auf das brach liegende Feld hinter dem Haus und streue den Samen dort aus. Das ist der erste Teil der Strafe."
Der Lernende befolgte die Anweisung und war erleichtert, dass die Aufgabe so einfach war. Als er wieder vor dem Meister stand und ihm den leeren Samensack überreichte, fragte er: "Und was ist der zweite Teil der Strafe?"
"Gehe jetzt auf das Feld zurück und sammle alle Samen wieder ein."
Der Lernende stammelte verwirrt: "Aber ich kann doch unmöglich all den Samen wieder einsammeln! Er ist überall verstreut und vielleicht auch schon vom Wind verweht."
Der Gärtnermeister nickte ernst: "Genau so ist es, wenn man schlecht über jemanden spricht. Ausgestreute Worte verteilen sich und wir können sie nie mehr einfangen.

Renata Bürki

Schon bald gibt es eine neue Geschichte.

 

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Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.

Mark Twain