Die ungeduldige Schneeflocke

Es war einmal eine kleine Schneeflocke. Sie sass zusammen mit vielen anderen Schneeflocken hoch oben in den Wolken und konnte es kaum erwarten, endlich zur Erde reisen zu können. Jeden Tag quengelte und bettelte sie. Aber die Schneepförtnerinnen waren unerbittlich: "Es ist noch nicht die richtige Zeit für Schnee," sagten sie.
Erst war die kleine Schneeflocke traurig, dann wütend und dann beschloss sie, heimlich loszureisen. Für sie war es nämlich genau die richtige Zeit - das wusste sie. Sie wartete auf einen Winsstoss und huiiiiii liess sie sich von ihm zur Erde wirbeln. Was für ein Spass, was für eine Freude.
Nach einer Weile liess der Wind nach und die kleine Schneeflocke schwebte ganz langsam hinunter. Sie konnte die Welt von oben sehen - grün, bunt, wunderschön. Am liebsten hätte sie all ihre Eindrücke mit anderen Schneeflocken geteilt, aber sie war ganz allein. Fast bereute sie ein bisschen, so vorwitzig allein gestartet zu sein.
Doch halt, was war das? Sie hörte die Stimme eines Mädchens, das rief: "Oh, schaut alle her, es schneit."
Die anderen Kinder lachten nur und riefen: "Ja, ja es schneit - du spinnst ja, es ist noch viel zu früh," und rannten davon.
Aber das kleine Mädchen wartete auf die Schneeflocke. Es hielt seine Hand auf und liess die kleine Schneeflocke landen. Für einen zauberhaften Moment waren beide verbunden - die kleine Schneeflocke, die nicht warten konnte und das kleine Mädchen, das den ersten Schnee gesehen hatte. Und in der Wärme der kleinen Hand schmolz die Schneeflocke.

 

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Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.

Mark Twain